Die Nominierten für den Menschenrechtspreis 2020:
Seebrücke Tübingen
Die Seebrücke Tübingen setzt sich für Menschen auf der Flucht ein. Sie ist eine internationale Bewegung, getragen von verschiedenen Bündnissen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft. Ihre Forderung ist die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten, sichere Fluchtwege und Entkriminalisierung der Seenotrettung. Dabei plädiert sie für eine offene EU-Politik, die die Menschenrechte wahrt und sich gegen Abschottung und Abschiebung einsetzt. Mit der Organisation von Demonstrationen und Aktionstagen, machen sie auf die prekäre Lage von Geflüchteten vor den Grenzen der EU und auf die unzureichende Umsetzung der „Erklärung zu einem sicheren Hafen“ der Stadt Tübingen aufmerksam.

Sozialarbeiter Ruben Malina
Ruben Malina ist Sozialarbeiter und Berater am Asylzentrum Tübingen. Er arbeitet innerhalb vieler verschiedener Projekte mit Geflüchteten zusammen. Unter anderem im Café International, dem Dolmetscherpool und dem Fußballprojekt “Bolz am Bach”. Mit seinem, 2019 ins Leben gerufenen, Streetworking-Projekt “PASST!”, geht er auf Menschen zu, die aus verschiedenen Gründen nicht zur Beratung ins Asylzentrum kommen können. Mit den bekannten Arbeitsprinzipien der Straßensozialarbeit – Freiwilligkeit, Anonymität und Unabhängigkeit – wird eine besonders niederschwellige Anlaufstelle angeboten, um betroffene Menschen wieder in vorhandene Strukturen einzubinden.
Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen
Das OTFR setzt sich seit 2013 gegen Rassismus und Faschismus im Kreis Tübingen ein. Es lädt offen dazu ein sich an ihrer Arbeit zu beteiligen, um rassistischen und faschistischen Ideologien keine Plattform zu geben. Dafür trifft es sich einmal in der Woche, um Kundgebungen, Vorträge und Demonstrationen zu organisieren und gemeinsam laut für Antifaschismus zu sein. Ihr Anliegen ist dabei das Thema in der Gesellschaft bewusst zu machen und dagegen aufzustehen. Zuletzt machten sie bei der Aktion #LeaveNoOneBehind mit und hängten dazu Plakate auf.
Die Nominierten für den Menschenrechtspreis 2019:
Frauencafé achtBar
Seit 1983 gibt es in der Weberstraße 8 das ehrenamtlich betriebene Frauencafé. Neben zahlreichen Veranstaltungen wie Lesungen, Parties, Ausstellungen, Selbstverteidigungskursen und Workshops ist das Café auch Forum für Diskussion und Austausch, Spieleabende, Barabende und lockeres Beisammensein oder Zeitschriften lesen.
Das Café achtbar möchte Frauen zum Widerstand gegen persönliche und strukturelle Gewalt ermutigen und Ansprechpartnerinnen und Schutzraum für Frauen mit unterschiedlichen Lebensstilen bieten. Kinderlose Frauen, Alleinerziehende oder lesbische Mütter, politisch engagierte Frauen, bisexuelle und lesbische Frauen und Mädchen – das Café und die ehrenamtlichen Frauen bieten die Möglichkeit zur Reflexion und fördern damit auch die Identitätsfindung insbesondere junger Frauen. Ebenso wird das Frauencafé von Frauen, die neu in Tübingen sind, als Informationsstelle für frauenspezifische Projekte und Veranstaltungen genutzt. So wird die Auseinandersetzung mit weiblichen Lebenswirklichkeiten gefördert und die Aufmerksamkeit auf die Rolle der Frau in anderen Gesellschaften, geschlechtsspezifische Gewalterfahrungen, das Frauenbild in der Wissenschaft, Frauen in der Geschichte und auf Fragen gesellschaftlicher Akzeptanz lesbischer und bisexueller Lebensweisen gelenkt. Geöffnet ist das Café Do: 18.00- 22:00, Fr: 20.00 – 24.00, Sa: 20:00 – 24:00
Start with a friend
Was gibt dir in deinem Leben Halt und Unterstützung?
Sicherlich würden viele „Freundschaften“ nennen!
Die Initiaitive „Start With A Friend“ glaubt fest daran, dass Freundschaften nicht nur für Menschen die neu in ein Land kommen, sondern für die ganze Gesellschaft von Bedeutung sind.
Deshalb vermitteln sie in Tübingen seit 2017 Tandempartner*innen, die einen freundschaftlichen Austausch ermöglichen. „Jeder Mensch, der neu nach Deutschland kommt, soll einen Tandempartner oder eine Tandempartnerin haben!“ – unter diesem Motto engagieren sich in Tübingen zahlreiche Menschen. Man trifft sich locker zu Stammtischen, Stocherkahnfahrten und Ausflügen und tauscht sich so aus.
Die Tandems sind so vielfältig, wie die Menschen, die mitmachen. Was die Tandems miteinander erleben, entscheiden sie selbst. Es ist kein Vorwissen oder eine Schulung notwendig, Start with a Friend setzt darauf, dass man einfach nur offen aufeinander zugeht.
RA Manfred Weidmann
Seit Mitte der 80er Jahre ist Manfred Weidmann Rechtsanwalt inTübingen und berät mit seinem Schwerpunkt Asyl- und Ausländerrecht nicht-deutsche Geflüchtete.
Neben seiner hauptamtlichen Arbeit engagiert er sich ehrenamtlich in zahlreichen Räten, berät in einem von ihm mitgegründeten ehrenamtlichen Asylcafé in Reutlingen und ist Mitglied von ProAsyl. Außerdem organisiert er gemeinsam mit Studierenden die Refugee Law Clinic, in der Geflüchtete beraten und auf Anhörungen vorbereitet werden.
Dabei benötigen viele Menschen oft Hilfe über das Rechtliche hinaus. „Wer sich auf die diese Arbeit mit den Menschen einlässt, sieht, wieviel Unterstützung gebraucht wird. Wer in unserem friedlichen, reichen Europa lebt, kann sich nicht so wirklich vorstellen, wie es ist, in ein System zu kommen von dem man nichts kapiert.“ Er und sein Team arbeiten mit viel Engagement und Herzblut nach dem Grundsatz „Asylrecht ist Menschenrecht“ und versuchen mit ihrer Arbeit jeden Menschen als den Einzelfall zu sehen, der er ist.
Die Nominierten für den Menschenrechtspreis 2018:
Tübinger Mahnwache für Raif Badawi
Wohnungslosenhilfe Tübingen
Die Jugendguides der Geschichtswerkstatt Tübingen
Die Nominierten für den Menschenrechtspreis 2017:
Wohnungslosenhilfe Tübingen
Die Wohnungslosenhilfe Tübingen ist Anlaufpunkt für Menschen, die wohnungslos oder von der Obdachlosigkeit bedroht sind.
Sie bietet Menschen ohne Wohnung einen warmen und trockenen Schlafplatz, die Gelegenheit zu duschen, Kleidung zu waschen und die Möglichkeit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Darüber hinaus werden Kunden mit der Vermittlung von Unterkünften, Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten und der Geldverwaltung beraten. Bei besonderer Not hilft sie mit Lebensmitteln und Bekleidung aus der Kleiderkammer. Im Einzelfall werden die Kosten für Medikamente übernommen, um eine medizinische Behandlung sicherzustellen.
Die Wohnungslosenhilfe Tübingen macht sich um die Wahrung der Menschenrechte verdient, da sie das Recht auf Wohnen vertritt und die Existenzen von Menschen sichert, die durch das soziale Netz gefallen sind.
Refugee Law Clinic Tübingen
Seit dem Sommersemester 2016 organisiert die studentische Rechtsberatung Law&Legal e.V. in Kooperation mit der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen die Refugee Law Clinic Dabei wird Studierenden über einen Zeitraum von zwei Semestern theoretische Grundkenntnisse des Migrationsrechts, der Menschenrechte und interkulturelle Kompetenzen vermittelt.
Außerdem besuchen die Studierenden Trainings zu Trauma-Awareness, interkultureller und interreligiöser Kompetenz sowie Beratungskompetenz.
Anschließend sind sie im Rahmen institutionalisierter Flüchtlingsberatung (Diakonie/Caritas etc., Asylzentrum Tübingen, Reutlingen) praktisch als Berater tätig.
Anklagen
ANKLAGEN ist eine Zeitschrift, die von der Redaktionsgruppe von Amnesty International Tübingen seit 43 Jahren vierteljährlich herausgebracht wird. Das Ziel der Gruppe ist es, über Menschenrechtsverletzungen zu informieren – auch über solche, die nicht im Fokus der Medien stehen.
Durch im Heft abgedruckte Aktionen wie die „Briefe gegen das Vergessen“ werden die Leser angeregt, selbst aktiv zu werden. Die Briefaktionen von Amnesty International erinnern Regierungen daran, dass Menschenrechtsverletzungen weltweit Beachtung finden, dass es Menschen gibt, die sich für das Schicksal der Opfer interessieren. In über einem Drittel der Aktionsfälle werden Erfolge erreicht.
Die Zeitung wird Interessenten kostenlos zugeschickt – ca. 3.000 Stück -, weitere Hefte werden an geeigneten Stellen in Tübingen ausgelegt.
Clara Böning und Spielgruppe für Kinder von Geflüchteten
Clara Böning ist Studierende an der Universität Tübingen und hat im Oktober 2016 eine Spielgruppe für Kinder von Geflüchteten aufgebaut. Dabei unternehmen Studierende einmal wöchentlich unterschiedliche Aktivitäten mit den Kindern; man trifft sich auf dem Spielplatz oder spielt Fußball zusammen. Es finden auch Ausflüge wie Schlittenfahren oder der Besuch eines Bauernhofs statt. Aus der Spielgruppe sind noch weitere Gruppen wie Sprachtrainings oder Nachhilfe hervorgegangen.
Als der Gruppe auffiel, dass die Eltern sowie die Betreuer der Familien meist mit Behördengängen und anderen Aufgaben zu beschäftigt sind, um Zeit für jedes einzelne Kind zu finden, entwickelte sich die Idee für ein „Buddy-Projekt“. Dabei wird ein/e Studierende/r Pate für ein Kind und kann sich für dessen individuelle Förderung und dessen Interessen einsetzen.
Das Projekt fördert einen interkulturellen Austausch und leistet einen wertvollen Beitrag zur Integration der Kinder und deren Familien und hilft ihnen in Würde in Deutschland anzukommen.